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ABTEILUNG DEPRESSIONSBEHANDLUNG„Beziehung“ in LebensgefahrWichtiger Resilienz-Faktor in Therapie und GesellschaftWir irrten uns aneinander. Es war eine schöne Zeit . 1Meine ersten Jahre als Assistenzärztinin der Psychiatrie waren unter anderem von einer permanenten Furcht vor einem Patientensuizid gekennzeichnet.Mir war nicht klar, woran ich feststellen könnte, ob jemand sich mit solchen Ab- sichten herumschlug – außer natürlich, er sagte es mir von sich aus. Jede Geste, je- des Wort war ich als drohenden Fingerzeig zu verstehen geneigt. Über Äußerungen meinerseits konnte ich stundenlang nach- brüten, getrieben von der bangen Furcht, mich missverständlich ausgedrückt, den Patienten dadurch in den Freitod getrieben zu haben. Rettend war für mich hier ein er- nüchterndes „Nun nimm dich mal nicht so wichtig“ meiner Kolleginnen. Stimmt: Pati- enten haben schließlich Widerstandskraft und Selbstverantwortung.Aber sonst?Im Tagesverlauf bat ich des Öfteren erfah- renere Ärzte um Rat. Zu meiner Überra- schung schien für diese die Frage der Suizi- dalität ausgesprochen leicht beantwortet: „Was machst du dir Sorgen, ihr habt doch eine Beziehung“, war in der einen oder an- deren Abwandlung die Antwort, die ich erhielt. Ich war platt. Was habe ich? Eine Beziehung? Woran merkt man das?Heute weiß ich: Ja, das merkt man, und ich weiß darüber hinaus: Die Beziehungist das wichtigste Mittel zur Suizidvermei- dung. Eine Beziehung zu jemandem drückt eine über das Selbst hinausweisende Ver- bindung aus. Der andere wird spürbar, in- nerer Kontakt entsteht, Austausch auf ei- ner nicht sprachlichen Ebene erfolgt.Wenn man so will, spricht Seele zu See- le. In einer Beziehung kann der Mensch al- lein sein, aber niemals einsam. Das inne-re Erleben offenbart sich dem Gegenüber und findet sich in diesem. Im Kontakt wird die Isolation überwunden: Teilt der Pati- ent sich mit, muss auch der Therapeut sich öffnen und zu erkennen geben. Auch eine therapeutische Beziehung gelingt nicht oh- ne Gegenseitigkeit.Die erste, prägende und wichtigste Beziehung ist – folgt man psychoana lytischem Denken – die zur Mutter. Tradierte Vorstellung von Entwicklungs- psychologen ist die der ursprünglichen Verschmelzung des Säuglings mit dieserin einem glückseligen Urzustand der völli- gen Einheit. Dieser Zustand hat wesentli- chen Einfluss auf die weitere Entwicklung. Im Rahmen der Reifung vom Säugling zum Erwachsenen kommt es zur schrittweisen Loslösung; ein eigenständiges „Ich“ ent- steht, das frei sein kann und autonom ent- scheidet.Die Psychoanalytikerin Margret Mahler bezeichnete diesen Prozess als „psychische Geburt des Menschen“. 2 In verschiede-nen, altersgebundenen Entwicklungspha- sen würde der Säugling nach einer Zeit der Symbiose zunächst die Trennung zwischen der Mutter und sich selbst erleben. Erwähnenswert ist in diesem Zusam- menhang auch: Nicht nur die Anwesenheit der Mutter ist entscheidend, sondern auch die des Vaters; darüber hinaus die Unter- stützung durch und die förderliche Bezie- hung zu Großeltern, Geschwistern, Tanten oder anderen Fürsorgenden (= Alleltern) ist hilfreich und lässt den jungen Menschen reifen. 3Anschließend – so Mahler weiter – (und mit Zugewinn an motorischen Fähigkei- ten) stelle sich Lust am Erkunden ein. Zu- nehmend könne das Kind sich auch ohne direkten Kontakt zur Mutter bewegen. Im Idealfall komme es zur sogenannten „be- zogenen Individuation“. Der Heranwach- sende bleibt in Beziehung und entwickelt ein autonomes Selbst. Viele Menschen können diese Freiheit genießen, erleben sie als bereichernd, sind aber gleichzeitig in der Lage, sich einzufühlen, inneren Aus- tausch zu pflegen, echte Beziehungen ein- zugehen. Die Bindung macht sie unabhän- gig und stark, eben resilient.Aber so schön es auch sei, selbststän- dig und frei zu werden, so sehr vermisst der Mensch (vor allem in Krisensituatio- nen) seine „Ursuppe“, ruft er klagend nach Prometheus, will er nichts mehr wissen vom Individuum, sondern zurückkehrenMENKE KOMMTjeden Tag seit 1905Täglich saubere Leistungen. Wir bieten Servicedienste rund um Ihr GebäuVon der Reinigung bis hin zum Winterdienst für folgende Branchen:Industrie und Gewerbe GesundheitFreizeit und KulturPrivatSenioren- und Pegeheime Öffentliche Einrichtungenuddee..Also, wenn Sie uns brauchen: Menke kommt!8Klinikmagazin Nr. 19 2016Menke Gebäudeservice GmbH & Co. KG Von-Siemens-Str. 2 . 59757 Arnsberg info@menke-gs.de . www.menke-gs.de Service-Nr. 01803-970 9000