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Mit Hilfe vieler Beispiele und Übungen wird in das jeweilige Themengebiet eingeführt, und Merkblätter mit Hausaufgaben, die am Ende der Sitzungen ausgegeben werden, sollen den Umsetzungsprozess festigen.Den Teilnehmern wird behutsam ver- mittelt, wie es durch Zuspitzungen (norma- ler) Denkfallen zu Problemen in der Alltags- bewältigung bis hin zum Wahn kommen kann. Fallbeispiele zum Thema Psychose dienen der Veranschaulichung und bieten den Teilnehmern Gelegenheit für den ge- meinsamen Austausch von Erfahrungen.Durch dieses Training sollen die kog- nitiven Fähigkeiten der Patienten verbes- sert und die Intensität des Wahns verrin- gert werden. Es soll zu weniger Denkver- zerrungen sowie einer Abnahme voreiliger Schlussfolgerungen führen, und die Entste- hung neuer Krankheitsepisoden soll durch die gesteigerte Widerstandsfähigkeit und Resilienz der Patienten reduziert werden.Das Foto auf Seite 6 kann beispielhaft eines der Ziele des MKT veranschaulichen: „Man sollte sich nicht zu voreiligen Schluss- folgerungen verleiten lassen, wenn nur we- nige Informationen vorliegen.“Im Beispiel: Gesichtsausdrücke sind ein Hinweis, aber kein hun dertprozentiger Beweis, um auf Emotionen zu schließen. Ande re Hinweise sollten ebenfalls be rücksichtigt werden!Das berühmte „Klopp-Ge- sicht“ kann vieles bedeuten. Geballte Faust, gebleckte Zähne und verengte Augen scheinen Ärger zu signalisieren. In diesem Fall drücken sie jedoch Freude über einen Sieg aus!Ziel des MKT ist es, sich nicht zu schnell zu festen unverrückba- ren Urteilen verleiten zu lassen.Auf der gelben Karte (siehe Grafik rechts), die den Teilnehmern mitgegeben wird, stehen drei essentielle Fragen, die den Patienten bewegen sollen, nochmals inne zu halten, bevor falsche, voreilige und vor allem folgenschwere Schlussfolgerungen gezogen werden:1. Was sind die Beweise?2. Gibt es andere Sichtweisen?3. Selbst wenn ich recht habe –reagiere ich über?Mit Hilfe des MKT ist es selbst bei einer schwerwiegenden Erkrankung wie der Psy- chose möglich, eigene Hilfen und Fähig- keiten zu fördern und auszubauen und im Ergebnis von einer „entspannteren“ Reali- tätseinschätzung zu profitieren.Hubert Lücke, Leitung des Pflegedienstes der Abteilung Allgemeine Psychiatrie Ellen Postler, Stationsleitung Pflegedienst, Station AW02(Angaben zur Literatur können bei den Autoren angefragt werden)Metakognitives Training (MKT) „3 Fragen“....wenn ich mich z. B. beleidigt, bedroht oder hintergangen fühle1. Was sind die Beweise?Woher weiß ich das? Echte Beweise, Hörensagen, Vermutungen? Kenne ich die ganze Wahrheit?2. Andere Sichtweisen?Würden Menschen, denen ich vertraue, die Situation vielleicht anders bewerten? Ziehe ich voreilige Schlüsse? Beurteile ich fair & objektiv?3. Selbst wenn ich recht habe reagiere ich über?Reagiere ich verhältnismäßig? Verbaue ich mir durch Überreaktion etwas? Erst denken – dann handeln!Sozialpsychiatrisches Zentrum im SKM LippstadtBehandlung, Beratung und Information für Frauen und MännerKontakt: Cappelstr. 50-52 • 59555 Lippstadt • Tel.: 02941 9734-45 • Fax: 02941 9734-60 E-Mail: sekretariat@skm-lippstadt.de • www.skm-lippstadt.deSozialdienst Katholischer Männer e. V. LippstadtKlinikmagazin Nr. 19 20167Grafik © Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf / Arbeitsgruppe Klinische Neuropsychologie