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ABTEILUNG DEPRESSIONSBEHANDLUNGMacht Arbeit depressiv ?sierung, Globalisierung und das World Wi- de Web erlaubten und verlangten 24-stün- dige Aufmerksamkeit. Von einer zuneh- menden Anzahl von Mitarbeitern wurde Dauereinsatzbereitschaft verlangt.In einer Welt ohne Krieg und Krisen, dafür mit allen Möglichkeiten der Tech- nik ausgestattet, erlangt die Forderung nach Perfektionismus auch aktuell immer mehr Gewicht. Schon kleine Fehler kön- nen schwerwiegende Folgen haben. Der einzelne Arbeiter wirkt nicht mehr im Kol- lektiv, er ist persönlich verantwortlich. Die Belegschaft entsolidarisiert sich, unter den Kollegen gibt es kaum noch Rückhalt. Zwar steigt das Monatseinkommen, dies aber nicht in gleicher Weise wie die zuneh- mende Belastung.Immer höher wird der Druck auf den Einzelnen – bis er zerbricht.Grübeleien, Versagensängste, Existenz- nöte, körperliche Erschöpfung, Rückzug, Müdigkeit, Leere....Schließlich die Depression, Kapitulation und Hilfeschrei der erschöpften Seele.Teil II:Die Ballade vom Wasserrad 2Von den Großen dieser Erdemelden uns die Heldenlieder:Steigend auf so wie Gestirnegeh’n sie wie Gestirne nieder.Das klingt tröstlich, und man muss es wissen. Nur: für uns, die sie ernähren müssenist das leider immer ziemlich gleich gewesen. Aufstieg oder Fall: Wer trägt die Spesen?Freilich dreht das Rad sich immer weiter dass, was oben ist, nicht oben bleibt. Aber für das Wasser unten heißt das leider nur: Dass es das Rad halt ewig treibt.Teil I:Uns geht’s ja noch Gold 1Waren das die „goldenen Zeiten“, damals vor Ölkrise, Computerisierung, allgemei- ner Beschleunigung? Damals, bevor die Zu- kunft begann?Ludwig Erhard, Wirtschaftwunder, Wie- deraufbau, Währungsreform, Vollbeschäf- tigung, soziale Marktwirtschaft. Das wa- ren noch Zeiten! Die Firma war die Familie, der Chef ein Ehrenmann mit Rückgrat. Die Dinge hatten ihre Ordnung, es gab noch falsch und richtig, eine Anstellung hielt ein Leben lang.Der „Fordismus“ (der Name geht auf Henry Ford zurück) schien im Gegensatz zu heutigen Bedingungen ein wahres Ar- beitsparadies zu bieten. Fords „Tin Lizzy“ z. B. entstand in Fließbandarbeit.Man lebte in einer arbeitsteiligen Welt. Jeder bearbeitete ein Stück, heraus kam das „Große Ganze“.Die Arbeitsaufgaben waren klar be- grenzt und zugeordnet. Es gab Arbeitszeit und Freizeit und genaue Verhaltensregeln (z. B. nicht „betrunken“ zur Arbeit zu kom- men, pünktlich zu sein). Wer sich an diese hielt, hatte ein sicheres Einkommen, trug kaum Verantwortung und musste über keinerlei Spezialwissen verfügen.Die Arbeiter erhielten relativ viel Lohn, die Produkte waren recht preiswert, so dass auch ein Arbeiter sie sich leisten konn- te (und der Markt darüber hinaus angekur- belt wurde).Die Welt schien in Ordnung......bis in den 70er Jahren die Wirtschaft einbrach. Der Handel war mit Massenwa-ren gesättigt, aus Asien kam unaus- weichliche und ernst- zunehmende Konkur- renz.Die Antwort der „großen Drei“ (USA, Europa, Japan) laute- te „Spezialisierung“ und bescherte den sogenannten „Post- fordismus“.Zunehmend ziel- te die Fertigung auf konkrete Kunden- wünsche. Hierzu wa- ren große Lagerhal- tungen nicht mehr sinnvoll. Die Herstel- lung musste flexibili- siert und rationalisiert werden. Die Betriebewurden aufgeteilt, Sonderabteilungen ein- gerichtet, Teilaufgaben aus der Produkti- on ausgegliedert. „Just in time“-Geschäfte verursachten zunehmend Zeitdruck.In der Folge mussten die Arbeiter sich höher qualifizieren, in der Lage sein, ver- schiedene Maschinen zu bedienen, diese je nach Bedarf handhaben können. Digitali-Stationäre Wohngruppe für MännerHöhenweg 3359581 Warstein-Allagen Telefon 02925 2204 Telefax 02925 4152 www.obdehoeh.deFords „Tin Lizzy“.Immer das gleiche Fahrzeugmuster, immer die gleichen Teile, immer die glei- che Handbewegung. Massenproduktion duldet keine Ausnahmen. Sonderwün- sche können nicht berücksichtigt werden. „Sie können jede Farbe haben, solange es Schwarz ist.“ kommentierte Henry Ford seine Auswahl an Lackierungen.8Klinikmagazin Nr. 18 2015Foto: © Rudolpho Duba / pixelio.de