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Personalarbeit als Stimmungsbarometer der Arbeitsbelastung ?„Gibt es in einem Unternehmen keine Probleme, hat der Personalrat wenig Arbeit.“„Geht es der Belegschaft gut, geht’s auch dem Personalrat gut.“„Stehen große Umstrukturierungen an, gibt’s entsprechend kritische Fra- gen aus der Belegschaft auch an den Personalrat.“„Je nachdem, ob Personalstellen ge- schaffen oder abgebaut werden, än- dert sich der Arbeitsaufwand für den Personalrat.“Diese und ähnliche Aussagen sind zu hören, seit es Betriebs- und Personalrä- te gibt. Und was steckt dahinter? Hier ist ein möglicher Erklärungsansatz.Der Personalrat im Öffentlichen Dienst ist das Gremium, das in der „Privatwirt- schaft“ Betriebsrat und in kirchlichen Einrichtungen Mitarbeitervertretung ge- nannt wird.Grundlage für die Arbeit eines Personal- rats ist in den LWL-Einrichtungen das Lan- despersonalvertretungsgesetz Nordrhein- Westfalen (LPVG NW). Darin ist beschrie- ben, in welchen Angelegenheiten ein Per- sonalrat mit welchen Rechten zu beteiligen ist bzw. mitwirken kann.Gibt es neben den gesetzlichen Betei- ligungsrechten weitere Faktoren, die die Arbeit bzw. die Auslastung (Inanspruch- nahme) eines Personalrats durch die Beleg- schaft beeinflussen?Und ergeben sich dadurch andere Schwerpunkte in der Aufgabenbewälti- gung dieses Gremiums?Der Personalrat hat mitzubestimmenin Personalangelegenheiten, er hat mitzu- bestimmen in sozialen Angelegenheiten sowie in Rationalisierungs-, Technologie- und Organisationsangelegenheiten. Dieses Mitbestimmungsrecht nimmt er mittels der Bearbeitung von Mitbestimmungsvorlagenund der Beteiligung an Besprechungen, Vorstellungsgesprächen und Arbeitsgrup- pen wahr. Darüber hinaus wird die Arbeit des Personalrats stark dadurch beeinflusst, was die Beschäftigen von diesem Gremium erwarten.Ist die Annahme „Je höher die Arbeits belastung ist, desto höher ist die Inan spruchnahme des Personalrats durch die Beschäftigten“ zutreffend?Und – ist die Vermutung: „Die Häufig keit der Inanspruchnahme in Verbindung mit der Art der Frage und Problemstellung ist sozusagen ein Seismograph, der den in neren Zustand einer Belegschaft spiegelt“ korrekt?Der übliche Arbeitsablauf eines Perso- nalrates sieht generellso aus, dass das Gremi-um in seinen SitzungenBeschlüsse fasst, deren Umsetzung dann Auf- gabe der freigestellten Personalratsmitglieder ist. Je größer die Beleg- schaft ist, umso mehr Zeit (Stellenanteile) wird dem Personalrat in Form von Freistellungen zur Verfügung gestellt.In der alltäglichen Ar-beit eines Personalratsgibt es sozusagen einengrundsätzlichen Kon-flikt, einerseits: Die for-malen Beteiligungsan-gelegenheiten (Bearbei-tung von Personalrats-vorlagen, Beteiligung in Arbeitsgruppen und anderen Gremien, Teilnahme an Vor- stellungsgesprächen) sind sehr wichtig und benötigen viel Zeit.Andererseits: Es gibt auch noch weite- re Anforderungen an den Personalrat; das sind Dinge wie persönliche Beratung, Be- antwortung von Rechtsfragen, Fragen zum Tarifrecht, Fragen zu Arbeitsabläufen, Fra- gen, ob Anordnungen zu Mehrarbeit ge- rechtfertigt sind, und, und, und ...Gerade dieser letzte genannte Schwer- punkt spiegelt häufig in Ansätzen einiges wider, zum Beispiel über die Arbeitsatmo- sphäre, das Zufriedenheitsniveau oder die sonstige aktuelle Lage des Unternehmens.Je häufiger nach der Rechtmäßigkeit von Überstunden gefragt wird, je öfter die korrekte Vergütung von Nacht- und Bereit- schaftsdiensten hinterfragt wird oder je mehr die Urlaubsplanung und die Dienst- plangestaltung rechtlich durch den Per- sonalrat geprüft werden soll, umso mehr Handlungsbedarfe gibt es für dieses Gre- mium. Also anders ausgedrückt: Je häufi- ger Beschäftigte Gespräche mit dem Per- sonalrat führen möchten, desto schwieri- ger ist die Situation im Betrieb.Personalrat nKlinikmagazin Nr. 18 201531Die Belange der Beschäftigten, die sich auch in solchen Anfragen widerspiegeln, werden von uns Personalräten als beson- ders wichtig eingestuft. Sie sind sozusa- gen der erste und dringendste Arbeitsauf- trag an dieses Gremium und stehen im Ar- beitsalltag bei der vorsitzenden Person und den freigestellten Personalratsmitgliedern an erster Stelle.Heinrich Graskamp1. stellv. PR-VorsitzenderFoto: © Lupo / pixelio.de