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ABTEILUNG INTEGRATIVE PSYCHIATRIE UND PSYCHOTHERAPIEHochdruck nach alternativen Arbeitsplät- zen gesucht. Bei ausbleibenden schnellen Erfolgen bröckelt mit der Frustration dann schrittweise das Selbstbewusstsein. Es machen sich Schlaflosigkeit mit stunden- langem Grübeln, Unruhe, Enttäuschung, Wut und Verbitterung breit. Kränkungund Trauer sind gepaart mit immer grö- ßeren Zukunftsängsten, in die oft das ge- samte familiäre Umfeld einbezogen wird. Bei vielen kommt es zu einer Affektstar-re, für Wochen oder Monate geht schein- bar gar nichts mehr. Die resignativ-dest- ruktive Spirale dreht sich weiter abwärtsin Richtung Hoffnungslosigkeit. Angst vor anhaltendem Statusverlust und finanziel- lem Abstieg beherrschen immer mehr das Denken, suizidale Gedanken können auf- treten. Der selbstverständliche Kontakt zu Arbeitskolleginnen/Arbeitskollegen fehlt, es kommt auch privat zu sozialem Rück- zug, fehlender Tagesstruktur, mangeln- dem Kümmern um die Erledigung wich- tiger Behördensachen und immer wieder auch zum Auftürmen ungeöffneter Post mit Rechnungen oder gar Mahnungen. Be- reits in der Krise befindliche Partnerschaf- ten geraten häufig unter noch größeren Druck oder brechen auseinander. Alkohol und/oder Beruhigungstabletten führen zu keiner sinnvollen Problemlösung.Schon im Jahr 2004 ergab eine Unter- suchung des Robert-Koch-Instituts (sie- he „psychologie heute“ 3/2004), dass Ar- beitslose einen schlechteren Gesundheits- zustand als die Allgemeinbevölkerung ha- ben:n Arbeitslose greifenhäufiger zu Zigaretten,n Arbeitslose treiben weniger Sport(obwohl sie mehr Zeit haben),n Arbeitslose schätzen ihren allgemeinenGesundheitszustand deutlich schlechterein,n ohne Arbeit geht der Menschöfter zum Arzt,n Arbeitslose sind deutlichhäufiger im Krankenhaus,n je länger die Arbeitslosigkeit andauert,desto deutlicher sinkt die Lebenserwar- tung.Bestätigt wird dieses durch eine aktuelle Analyse aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, der Forschungsein- richtung der Bundesagentur für Arbeit (sie- he IAB 23/2014). Hier wird beschrieben, dass Arbeitslose ihren körperlichen Zu- stand deutlich schlechter einschätzen als Menschen mit Job. Bei dieser Gruppe be-stehen ein vermehrter Tabakkonsum und eine geringe Sportaktivität.Aus der Praxis der Arbeitsvermittlung ist bekannt, dass sich der im Durchschnitt schlechtere Gesundheitszustand von Leis- tungsbeziehern als Hemmnis in der Ver- mittlung darstellen kann (siehe Achatz/ Trappmann 2011).Manchmal verstreicht viel zu viel Zeit in einer Warteschleife ohne Ziel, bis endlich der Entschluss gefasst wird, aktiv zu wer- den. Dies kann einerseits eine Besinnung auf die eigenen Fähigkeiten und Chancen, oder zum Beispiel den Beginn einer beglei- tenden Psychotherapie bedeuten. Hier su- chen Betroffene immer häufiger auch Hilfe in den Tageskliniken und Ambulanzen.Statistisch gesehen ist etwa ein Viertel unserer Tagesklinik-Patienten und -Patien- tinnen arbeitslos. Die genauen Zahlen be- tragen beispielhaft für die Tagesklinik War- stein:2009: 22 Prozent, 2010: 19 Prozent, 2011: 18 Prozent, 2012: 24 Prozent, 2013: 30 Prozent und in2014: 28 Prozent.Typische Fallkonstellationen in Tageskli- niken und Ambulanzen sind:a) Mangelnde Ausbildung, aktuellprekäre finanzielle Lage30-jähriger Herr A., der mit Freundin und zwei kleinen gemeinsamen Kin- dern zusammen lebt, keine Ausbildung abgeschlossen hat, bisher immer überLeiharbeitsfirmen beschäftigt war, häu- fig den Arbeitsplatz wechseln musste, zwischendurch immer wieder arbeits- los war und jetzt aktuell durch seine Er- krankung auch wieder den Arbeitsplatz verloren hat. Zur Aufnahme führt, dass er in Stressphasen nachts schweißge- badet aufwacht und Angst empfindet, alles Neue löst Druck aus. Er reagiert dann mit Übelkeit und Erbrechen, be- kommt Magenkrämpfe. Er habe viel Stress am Arbeitsplatz gehabt, sei ge- mobbt worden von Kollegen, habe sich mehrfach am Arbeitsplatz übergeben müssen, was dann zur Kündigung ge- führt hat. Die finanzielle Situation ist er- schütternd, es gibt viele offene Forde- rungen, Zwangsvollstreckungen, Lohn- pfändungen, die Konten sind im Minus.b) Instabilität in der Arbeitsbiografie48-jährige Frau B., gelernte Speditions- kauffrau, die bis heute bei 16 verschie- denen Unternehmen arbeitete, zuerst zwei Jahre, dann erneut zwei Jahre, ein- mal vier Jahre, dort sechs Monate, im Anschluss anderthalb Jahre usw. Sie ha- be im Schnitt so alle vier Jahre gewech- selt, habe alles außer Buchhaltung ge- macht, sei Mädchen für alles gewesen, auch mal am Empfang. Seit 2011 arbei- tet sie bei einer Spedition, die nun Insol- venz angemeldet hat, und sie ist wieder arbeitslos. Gesundheitlich hat sie viele Probleme, sie leidet unter Angstatta-Abteilung für Integrative Psychiatrie und PsychotherapieStandort Lippstadt (Am Nordbahnhof 15-16)StationGeb.MerkmaleBehandlungsschwerpunktAMBL1InstitutsambulanzAmbulante BehandlungALT01TagesklinikTeilstationäre BehandlungStandort Soest (Widumgasse 3)StationGeb.MerkmaleBehandlungsschwerpunktALT02TagesklinikTeilstationäre BehandlungStandort WarsteinStationGeb.MerkmaleBehandlungsschwerpunktAMBW151InstitutsambulanzAmbulante BehandlungAWT0111TagesklinikTeilstationäre BehandlungAnsprechpartnerDr. Martin GungaStellv. ärztlicher Direktor (Lippstadt), Chefarzt; Telefon 02941 9671-01 02921 96988-0Petra SpiekermannLeiterin des Pflegedienstes Telefon02945 981-1015 02902 82-100412Klinikmagazin Nr. 18 2015