Page 18 - Lettisch-dot2_A4_Broschuere_flipbook
P. 18
ABTEILUNG SUCHTMEDIZINAlkohol und SchlafAlkohol hilft beim Einschlafen und verlängert die Schlafdauer, stört aber den natürlichen Schlaf- verlauf (Wechsel aus leichtem Schlaf, Tiefschlaf- und Traum- phasen), sodass der Erholungs- wert sinkt. Das hat zur Folge, dass Konzentration, Merkfähig- keit und Leistungsfähigkeit am nächsten Tag abnehmen.Zeit- oder Kräfte-Mangel der Ausgleich durch gemeinsame Aktivitäten mit Freun- den, Sport oder durch andere Hobbys auch noch wegfällt.Je mehr Verantwortung Beschäftig-te tragen, umso größer ist das Risiko. Zum Beispiel bei Selbstständigen und ange- stellten Beschäftigten ab der mittleren Lei- tungsebene gibt es inzwischen häufig kei- ne Arbeitszeitbegrenzung. Gleichzeitig verschwimmt die Grenze zwischen Beruf und Freizeit immer mehr durch permanen- te Erreichbarkeit via Smartphones. Anru- fe, E-Mails und neue Termine können 24 Stunden am Tag und sieben Tage pro Wo- che übermittelt werden. Dadurch steigt die Belastung immens. Alles geht immer schneller, es wird immer mehr und es geht nur noch „volle Pulle“, da die nächste Auf- gabe schon wartet.Häufig trifft dies gut motivierte, leis- tungsbereite und leistungsfähige Men- schen, die sich gerne „reinhängen“, die sich aber auch,„reinhängen“, weil sie wei- terkommen wollen, weil sie nicht auf das berufliche Abstellgleis verschoben werden wollen. Dabei kann die Arbeit selbst zur Droge werden.Erfolge geben Kraft und Freude, und die permanente innere Bereitschaft peitscht nach vorn. Dafür braucht es nicht unbedingt zusätzliche Drogen. Aber wie soll dann abends, am Wochenende undin den Ferien das „Runterkommen“, das Abschalten und Ausspannen gelingen? Denn auf Dauer ist das erforderlich, um am nächsten Arbeitstag wieder die volle Leis- tung abrufen zu können.Alkohol erscheint hierfür als ideales Hilfsmittel. Alkohol als gesellschaftlich ak-zeptierte, nahezu allgegenwärtige Dro- ge, die schnell Entspannung und ein gutes Gefühl aufkommen lässt. Sorgen tretenin den Hintergrund, die Realität erscheint „himmelblau“. In vielen Kreisen ist es völlig normal oder es ist gar ein gemeinschaftlich zelebriertes Ritual, am Ende des Arbeitsta- ges zur Belohnung oder zum Abschalten Alkohol zu trinken.Gerade in „besseren Kreisen“ kaschie- ren trendige Drinks oder „gepflegte Wei- ne“, die „genussvoll“ getrunken werden, den eigentlichen Sinn der Aktion, nämlich mit Hilfe des Alkohols abzuschalten, den Kopf frei zu bekommen, um danach ein- schlafen zu können.Aber gerade das gemeinsame Ritualisie- ren oder auch das private Inszenieren des (abendlichen) Entspannens mit Alkohol ist eine gefährliche Selbsttäuschung. Mit dem „edlen Tropfen“ wird verschleiert, worum es geht – Doping im Alltag: Alkohol gegen den Stress, gegen die Überforderung, ge- gen die Versagensangst.Gerade die Regelmäßigkeit des Alko- holkonsums, die selbstverständliche Inte- gration in den Alltag bedeutet Gefahr, da die Regelmäßigkeit zu körperlichen Fol- geschäden führt und die Selbstverständ- lichkeit des Alkoholkonsums zum fehlen- den selbstkritischen Umgang mit diesem Suchtmittel. Mit steigenden Dosierungen – aufgrund der Gewöhnung an den Alko- hol – folgen Konsequenzen auf der zwi- schenmenschlichen Ebene, im privaten Umfeld und der beruflichen Leistungsfä- higkeit. Spätestens jetzt sollte ein Umden- ken im Umgang mit Alkohol beginnen, da erfahrungsgemäß danach eine rasante Ab- wärtsspirale einsetzt, die dann zwangsläu- fig immer tiefer in die Abhängigkeit hin- einführt.Dr. Rüdiger Holzbach, ChefarztAbteilung SuchtmedizinStandort WarsteinStationGebäude/TelefonBehandlungsschwerpunkte und ZusatzangeboteSW0112/5Tel. 02902 82-1150Qualifizierter Alkoholentzug, Krisenintervention, Chronisch mehrfach beeinträchtigte Abhängigkeitskranke (Akutstation, geschlossene Tür)SW0212/3 „Meilenstein“ Tel. 02902 82-1250Qualifizierter AlkoholentzugSW0321 „Sprungbrett“ ZAT (s.u.)Qualifizierter Drogenentzug, Zusatzangebot für Cannabis- und Amphetaminabhängige (auch als Paarentzug)SW0429 „Kompass“ ZAT (s.u.)Qualifizierter Drogenentzug, Zusatzangebot „Kompetenz im selbstbestimmten Substanzkonsum“ (KISS)Standort Lippstadt-BenninghausenStationGebäudeBehandlungsschwerpunktSL0116/2 „ALMEDA“ Tel. 02945 981-1720 ZAT (s.u.)Ambulanter AlkoholentzugQualifizierter Alkoholentzug, Qualifizierter Medikamenten- entzug, Sucht und Angst, Sucht und Depression, Sucht und PTBSSL0316/3 „QuaDro“ ZAT (s.u.)Qualifizierter Drogenentzug, Paarentzug, Sucht und PTBSAnmeldung per Internet: Es besteht die Möglichkeit, sich auch via Internet zur Behandlung („Entgiftung“) oder auch Beratung unter folgenden Adressen anzumelden: www.lwl-klinik-warstein.de/suchtmedizin oder www.lwl-klinik-lippstadt.de/suchtmedizin – dann auf „Kontakt, Beratung und Anmeldung“. Telefonische Anmeldung: Für den Alkoholentzug direkt auf den Stationen, für den Drogen- entzug (auch bei Beikonsum) über die gemeinsame „Zentrale Aufnahmeterminierung“ (ZAT), Telefon 0180 4000121 (20 Cent pro Anruf aus dem deutschen Festnetz) oder 02902 82-1745 und 02945 981-1745 vergeben.AnsprechpartnerDr. Rüdiger Holzbach ChefarztTelefon02902 82-1771 02945 981-1771Ilona ScheidtLeiterin des Pflegedienstes Telefon02902 82-1780 02945 981-1770Friedel HarnackeÖffentlichkeits arbeit Sucht Telefon02902 82-1777 friedel.harnacke@ wkp-lwl.org18Klinikmagazin Nr. 18 2015