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schen Zugeständnisse sind aber nur weni- ge „Tropfen auf den heißen Stein“.Häusliche pflegerische Versorgung ge- rät an ihre Grenzen, wenn insbesondere nächtliche Betreuungsmöglichkeiten feh- len, logistische Unterstützung bei Trans- porten der Pflegebedürftigen zu Arztbesu- chen oder externen tagesstrukturierenden Maßnahmen fehlt und eine verbesserte ambulante Versorgung der Betroffenen im Rahmen des niedergelassenen fachärzt- lichen Bereiches nicht spezieller auf diese Bedarfslagen ausgerichtet wird. Denken Sie beispielsweise nur einmal daran, was es bedeutet, wenn ein Demenzkranker einen Zahnarztbesuch vor sich hat, den es zu be- wältigen gilt!Regelmäßige Treffen von Angehörigen- Gruppen in tagesklinischen oder stationä- ren Einrichtungen können zwar schon eine gewisse Hilfe darstellen, vielfach brauchen pflegende Angehörige aber auch psy- chologische Unterstützung und den Aus- tausch in Gesprächsgruppen. Ihre Vernet- zung untereinander sowie die Zusammen-arbeit mit ehrenamtlichen Helfern mögen da auch zur Entlastung beitragen.Genau in diesen Zusammenhängen ha- ben wir jüngst aus unseren beiden psychi- atrischen Kliniken heraus die Familiale Pfle- ge installiert, bei der es sich um eine auf- suchende beratende Tätigkeit von Pflege- profis vor Ort im häuslichen Bereich für die pflegenden Angehörigen handelt (siehe nebenstehende Info-Box).Pflegende Angehörige erfüllen einen Vollzeit-Job, müssen häufig mit fehlender oder zumindest eingeschränkter Nachtru- he auskommen, haben vielfach kein Wo- chenende zur freien Verfügung, und auch an Feiertagen bleibt die zu bewältigende Aufgabe! Nur mit hoher eigener Motivati- on ist es möglich, zu pflegende Angehöri- ge nach bestem Wissen und mit allen Kräf- ten zu versorgen und ihnen die schwierige Situation zu erleichtern. Da kann der ei- gene moralische Anspruch häufig schnell – insbesondere bei Dauerbelastung – die persönlichen Kräfte übersteigen! Die zu pflegenden Angehörigen sind ja vielfachselbst schon betagt, teilweise auch kör- perlich eingeschränkt und bei all der Be- lastung – ganz gleich ob Jung oder Alt – brauchen die Angehörigen auch eigene Freiräume sowie hier und da mal längere Erholungsphasen.Der Alltag lässt aber kaum „Luft“: Wer ein zu pflegendes und zu beaufsichtigen- des Familienmitglied im Haushalt hat, ist konfrontiert mit einem vermehrten Anfall hauswirtschaftlicher Belastungen wie Wä- sche, Sonderkostformen, erhöhter Reini- gungsbedarf der Wohnung, etc. Die Spi- rale der immer weiter zunehmenden Ver- dichtung hinsichtlich der zu leistenden Tä- tigkeiten dreht sich unendlich weiter.Und trotz all dieser Belastung und ver- lässlichen Sorge bleiben häufig soziale An- erkennung und „Dankbarkeit“ aus, weil der beispielsweise demente Angehörige die Leistung krankheitsbedingt gar nicht sehen und würdigen kann. Darüber hin- aus besteht für die oder den Pflegende(n) ein Mangel an Zeit, wodurch anderweitige soziale Kontakte nur noch selten gepflegt werden, die Gefahr der Vereinsamung wächst. Wenn nicht aktiv Freiräume ge- schaffen oder zusätzliche von außen kom- mende Hilfen organisiert werden, bleibt oft nur die Chance, dass von außen kom- mende Besucher Anregungen, Anerken- nung, Relativierungen oder auch die ein oder andere konkrete Unterstützung wohl- wollend einbringen.Familiale Pflege bietet Angehörigen UnterstützungDie LWL-Kliniken Lippstadt und War- stein bieten seit Juli 2014 umfangreiche Unterstützung für pflegende Angehö- rige an. Ein Gemeinschaftsprojekt der AOK Nordwest und der Fakultät Fami- lienwissenschaften der Universität Bie- lefeld ermöglicht die Bereitstellung un- terstützender Hilfeangebote. Ziel ist es, dass der Übergang vom stationärenin das häusliche Umfeld möglichst rei- bungslos verläuft.Je zwei Pflegefachleute der Kliniken stellen während des Krankenhausauf- enthaltes Kontakte zu Angehörigen her und bieten Erstgespräche innerhalb der Klinik an. Es gilt, den zu Pflegenden und die zukünftig pflegenden Angehörigen auf die Zukunft vorzubereiten und Fra- gen der Angehörigen zu beantworten.Es folgen erste Pflegetrainings mit den Angehörigen im Krankenhaus. Hier er- werben die Angehörigen Techniken zur Durchführung der Pflege zu Hause.Vor der Entlassung kann ein Quali- tätscheck im häuslichen Umfeld in An- spruch genommen werden. Die Fach-leute beurteilen die räumliche Situation, weisen auf Gefahren (z. B. Sturzgefah- ren) hin und versuchen, gemeinsam mit den Angehörigen die häusliche Situa- tion den Möglichkeiten entsprechend qualitativ gut vorzubereiten.Nach der Verlegung aus dem Kranken- haus in den „gewohnten“ häuslichen Kontext können die Angehörigen Pfle- getrainings zu Hause und Beratungsge- spräche in Anspruch nehmen. Abgerun- det wird das Angebot durch einen Initi- alpflegekurs. Dabei erlernen die Ange- hörigen für ihre Situation pflegerelvante Kompetenzen und haben die Möglich- keit, mit anderen Betroffenen ins Ge- spräch zu kommen.Magnus Eggers, PflegedirektorIm Leben zu HauseLiebenswert Lebenswert LeistungsstarkLernen Sie uns kennen.Wir sind für Sie da!Telefon (02943) 2117 Aspenstraße 3 – 3a59597 Erwitte – Bad Westernkottenwww.hausamosterbach.deKlinikmagazin Nr. 18 201515Wochentip_44x71_Weihnachten_03_2013_n2e7w.0s3p.a1p3er_1C1M:5Y4K.Foto: © lwl / Raimund Beerwerthi


































































































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