Page 30 - lwl-klwa-klinikmagazin-19-2016-ef.indd
P. 30
n LWL-Institut für Rehabilitation WarsteinDas Immunsystem der Seelelaufend stärkenLauftherapie im LWL-Institut für Rehabilitation WarsteinDas Selbstkonzept seelisch erkrankter Menschen zu Beginn einer medizinischen Rehabilitation ist sehr oft in verschiede- nen Nuancen negativ gefärbt. Der Begriff „Empowerment“, als zentrales Ziel reha- bilitativer Bemühungen, umfasst und be- schreibt den Prozess, wieder mit eigener Kraft und mit eigenen Fähigkeiten selbst- bestimmt das Leben gestalten zu können und ist in seiner Definition eng an den Be- griff der Selbstwirksamkeit gebunden. Die eigenen Fähigkeiten zu entdecken, an die eigene Kraft und Leistungsfähigkeit (wie- der) zu glauben und die Resilienz (als see- lische Widerstandsfähigkeit) zu stärken, sind zentrale Wirkfaktoren zur Überwin- dung seelischer Krisen. Sämtliche Interven- tionen einer medizinischenRehabilitation psychisch kranker Menschen sind in dieser gemeinsamen Inten- sion gebündelt und wer- den in einem gemeinsa- men, multiprofessionellen Prozess individuell mit dem Rehabilitanden gestaltet. In diesem Prozess des „(Wie- der-) Endeckens eigener Fä- higkeiten in der Rehabilita- tion“ findet jetzt auch die Lauftherapie ihren Platz.Lauftherapie bedeutet, langsam und schrittweisedie Ausdauerfähigkeit aufzubauen. Wäh- rend zu Beginn häufigere Gehpausen sich mit langsamen Laufintervallen abwech- seln, werden diese schrittweise immer we- niger eingebaut und schließlich wird eine halbe Stunde am Stück gelaufen. Insge- samt erstreckt sich ein Modul über acht bis zwölf Wochen und es wird langsam gelau- fen – unterwegs miteinander reden, lachen und sich unterstützen ist ausdrücklich ge- wünscht und ein wichtiger Bestandteil der Therapie.Untersuchungen zeigen: Wäh- rend der Lauftherapie sind Regionen im menschlichen Gehirn aktiv, welche nicht mit depressiven Gedanken und Grübeln in Verbindung stehen. Diese Ergebnissezeigten sich auch im LWL-Institut für Re- habilitation; alle Teilnehmer sind freudig überrascht und stolz auf ihre Erfolge – ein Ergebnis, das durch langsames und auf- bauendes Training mit therapeutischer Be- gleitung möglich geworden und bei regel- mäßiger Teilnahme fast garantiert ist.Laufen wirkt. Viele wissenschaftliche Untersuchungen zeigen: Nicht nur die Ausdauer verbessert sich kontinuierlich, sondern auch das Immunsystem des Kör- pers, chronische Erkrankungen wie Blut- hochdruck, Übergewicht und Diabetes werden gemildert. Regelmäßiges Lauf- training in der Gruppe verbessert den An- trieb, das Schlafverhalten und stabilisiert die Stimmung. Die Selbstwirksamkeit wird gestärkt, das Zutrauen in die eigenen Fä- higkeiten und in die Beeinflussbarkeit der seelischen und körperlichen Erkrankung wird wieder aufgebaut und somit das Fun- dament der Resilienz gegossen. So ist die Lauftherapie für einige Rehabilitanden ein Sprungbrett aus der seelischen Krise, für andere Teilnehmer ein dauerhaftes Instru- ment, um die eigene Belastungsfähigkeit in den Anforderungen des Alltags und des Berufslebens zu stärken und einen Aus- gleich zu finden.Sandra MöllerEmminghaus, Dipl.Psych., Dipl.Soz.Päd., Psychologische Psycho therapeutin, Lauftherapeutin (dgvt)InterviewHerr Sch., Rehabilitand im IfR:„Ich spüre, dass ich durch die Lauf therapie fitter werde und ich viel mehr Muskeln in den Beinen habe als vorher. Nach jeder Einheit habe ich ein absolut positives Gefühl, auch wenn ich vorher schlecht drauf war.Ich laufe auch nach der Rehabilitation weiter, denn ich möchte noch ausdau ernder werden und aktiv für meinen Körper sein.In der Gruppe steigert die Lauftherapie das Vertrauen, da man sich anders ken nenlernt.“Herr B., Rehabilitand im IfR:„Ich nehme an der Lauftherapie teil, weil es mir in der Gruppe leichter fällt, mich zu motivieren und weil ich dann besser das Tempo finden kann. Ich möchte ger ne körperlich fitter und leistungsfähiger werden. Durch die Lauftherapie bin ich positiv erschöpft, ich bin mit mir zufrie dener und fühle mich ausgeglichener. Mein Grübeln erschöpft mich negativ, durch die Lauftherapie bekomme ich mein Grübeln viel besser in den Griff, ich kann viel besser einschlafen und meine Stimmung wird besser.“30Klinikmagazin Nr. 19 2016Foto: © LWL / Sandra Möller-EmminghausFoto: © LWL / Sandra Möller-Emminghaus