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n AngemerktMüßiggang ist aller Lasten AusgleichDie Wetterfrösche hatten es prophezeit: Obwohl schon Ende Oktober, sollte es ein sehr sonniger und angenehm warmer Tag werden.Na dann – so hatte der Hobbygärtner für sich entschieden – ab nach draußen und die letzten Aufräumarbeiten vor dem dunklen Winterschlaf der Natur erledigen: Welkes Staudenkraut musste geschnitten, Büsche gestutzt und einiges Unkraut noch gejätet werden.Nach „kaiserlichem“ Frühstück wa-ren Muskelkraft und allerlei Gartengerät- schaften ab 8 Uhr zum Einsatz gekommen. Langsam aber unaufhaltsam war sie auf- gezogen, die strahlend gelbe Sonne an ei- nem wolkenlosen blauen Himmel, an dem hin und wieder nur die Kondensstreifen ei- niger Flugzeuge und in luftiger Höhe ein segelnder Raubvogel zu bewundern wa- ren.Aber vor lauter schweißtreibender Ar- beit hatte er dafür gar keinen Blick; schnitt hier, hackte dort, fegte zusammen, warf auf den Haufen, sorgte sich um den defek- ten Häcksler, vergaß bei all der Anstren- gung auch mal einen Schluck aus der be- reitgestellten Wasserflasche zu nehmen.Wohin er auch sah, es tat sich neue Ar- beit auf, ließ ihn nicht rasten oder durch- atmen.Nebenan in Nachbars Garten herrschte auch emsige Geschäftigkeit, so als glaube man aller Orten, dies seien die letzten Son- nenstrahlen des Jahres, da muss geschafftwerden auf Teufel komm raus. Er traute seinen Ohren nicht: Vom entfernt aufra- genden Kirchturm läuteten die Glocken! Schon Mittag? Ach Gott, ich bin doch noch nicht fertig!Eigentlich hatte er sich vorgenommen, mittags schon wieder frisch geduscht im behaglichen Sessel zu sitzen.Er legte noch einen Gang zu, kratzte hier, sammelte dort und musste eine halbe Stunde später feststellen: So, nun reicht‘s; geht doch; es ist viel geschafft! Aufräumen, ab unter die Dusche und dann – nach leckerem Mittagessen und viel wohltuendem Mineralwasser – auf die Terrasse, in die Sonne und Füße hochle- gen!Kaum hatte er – im blendenden Strahl der Sonne – die Augen geschlossen, hör- te er pfeifend jemanden durch den Garten kommen. Etwas genervt blickte er auf und sah in die leuchtenden Augen von Nachbar Thomas, der etwas in der Hand hochhielt und trompetete: „So, mein Lieber, nach getaner Tat gibt‘s jetzt was zum Genießen; haste noch Platz für mich?“Und während er dem Angesprochenen eine dicke Zigarrenhülse auf den Schoß warf, zog er sich einen Stuhl unter seinen Allerwertesten. Dann, klopfte er seinem Gegenüber auf die Schulter und meinte: „Dies muss jetzt sein!“Der erschöpfte Arbeiter musste sich erst sortieren, blickte verdattert auf die Hül-se, als ihm schlagartig die Lach- und Freu-de-Falten ins Gesicht huschten: „Oh, eine köstliche Havanna! Na denn!“Er richtete sich auf, wollte die Zigarre- nutensilien holen, doch Thomas hatte alles dabei. Ruckzuck bliesen ganz entspannt zwei zigarrenrauchende Nachbarn den weißen Qualm in den Himmel und schlos- sen dabei genießerisch immer wieder die Augen. Herrlich!„Ach“, fiel dem Beschenkten da ein, „ich hole noch eben einen echten Trop- fen!“Gesagt, getan; zwei Gläser mit cognac- farbenem Brandy kreisten bald langsam in den Händen der Gartenarbeiter, die sich jetzt der Muße hingaben und entspannt dazu plauderten, lachten, an der Zigarre zogen und am Glas nippten.Die Frau des Hauses meinte anerken- nend, jetzt fehle nur noch der Espresso, den sie alsbald kredenzte.Eineinhalb Stunden wurde die Zeremo- nie gepflegt, und als Nachbar Thomas sich gut gelaunt verabschiedete, lehnte der Hausherr sich in seinem Liegestuhl zurück, schloss wieder die Augen und ließ sich noch ein wenig von der Sonne des golde- nen Oktobers wärmen, bevor sie hinter der nächsten Hausecke verschwand.Wie schön kann doch das Leben sein, wenn Anstrengung und Erholung sich die Waage halten und man das Maßhalten nicht vergisst!Ein Hobbygärtnerwww.diakonie-ruhr-hellweg.deAMBULANT BETREUTES WOHNEN (ABW) SELBSTBESTIMMT – MITTEN IM LEBENWir beraten und begleiten Menschenmit psychischen Erkrankungen, mit Suchterkrankungen,mit geistigen Behinderungen odermit besonderen sozialen SchwierigkeitenUnsere Ansprechpartner:In der Stadt HammCSahriashtiaDnieKcokrbtree|dTeerl-.V0e2d3d8e1r 5| T4e4l0. 0-238801 54400-280 betreutes-wohnen-hamm@diakonie-ruhr-hellweg.deIm Kreis UnnaWolfgang Niebisch | Tel.02303 25024-280 betreutes-wohnen-unna@diakonie-ruhr-hellweg.deIm Kreis SoestWalter Farke | Tel. 02921 3620-280 betreutes-wohnen-soest@diakonie-ruhr-hellweg.deIm HochsauerlandkreisWolfgang Schröter | Tel. 0291 2900-280 betreutes-wohnen-hochsauerland@diakonie-ruhr-hellweg.de44Klinikmagazin Nr. 19 2016Foto: © Günter Menzl / fotolia.com


































































































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